Schlagwort: paritätisch-jüdische Studentenverbindung

Couleurkarten und Fotos jüdischer Studentenverbindungen Würzburgs…

…der Wissenschaft zur Verfügung gestellt

Zu den vielen studentischen Korporationen Würzburgs gehörten bis zur Auflösung 1933 unter dem Druck der NS-Machthaber drei Verbindungen, denen ausschließlich bzw. überwiegend Mitglieder jüdischen Glaubens angehörten: Salia, Veda und Wirceburgia.

Glücklicherweise haben sich von ihnen Bilddokumente in Form von Couleurkarten und Fotos erhalten, die der Archivar der Abituria Wirceburgia nun elektronisch erfasst und Wissenschaftlern zugänglich gemacht hat, die sich mit der Geschichte des Judentums in Unterfranken sowie mit dem studentischen Korporationswesen beschäftigen: Riccardo Altieri (wissenschaftlicher Volontär am Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken), Dr. Michaela Neubert (Kustodin des IfH – Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg), Prof. Dr. Matthias Stickler (Professor am Lehrstuhl für Neueste Geschichte an der Universität Würzburg und wissenschaftlicher Leiter des IfH) sowie Thomas Schindler (Stadtarchivar von Haßfurt, Experte für jüdische Studentenverbindungen und Mitarbeiter des „Studentenkurier“, Mitgliederzeitung der GDS – Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte e.V.).

Wolfgang Schmidt (Braunschweig) und Hans-Ulrich Zipfel (Würzburg) wurde bereits herzlich dafür gedankt, dass sie die Couleurkarten der genannten Korporationen aus ihren Studentika-Sammlungen unentgeltlich zur Verfügung stellten. Ergänzt wurden die seltenen historischen Belege um weitere Karten und Fotos der akademischen Wirceburgia aus dem Archiv der Schülerverbindung Abituria Wirceburgia.

Da die Abituria Wirceburgia ein besonderes Interesse daran hat, die Erinnerung an die paritätisch-jüdische Studentenverbindung Wirceburgia zu bewahren, freuen wir uns über jeden Hinweis auf weitere Bilddokumenten, Schriftstücke, museales Sammlungsgut u.ä.

Wolfgang Nüdling

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Couleurkarte der paritätisch-jüdischen Studentenverbindung Wirceburgia aus dem Jahr 1908, als die Vereinigung noch im Gasthaus Stachel residierte (das Haus in der Mergentheimer Straße 22 wurde erst 1925 erworben). Archiv Abituria Wirceburgia.

Kontakt:
Abituria Wirceburgia e.V.
Brücknerstr. 5/R
97080 Würzburg
info@abituria.org

Mädchen-Abitur 1922 am Realgymnasium Würzburg

Gymnasiale Ausbildung für Mädchen – ein langer Weg

Was heute selbstverständlich ist, war vor knapp 100 Jahren noch eine Seltenheit: Schülerinnen treten zur Abiturprüfung an! Die folgenden zwei Bilder sprechen für sich: Während an der Würzburger Sophienschule Töchter aus begüterten Haushalten immerhin die Mittlere Reife erwerben konnten, war es darüber hinaus nur einer geringen Zahl an jungen Damen möglich, auch die allgemeine Hochschulreife zu erwerben. Das Realgymnasium (heute: Siebold-Gymnasium) war dabei in Würzburg einer der Wegbereiter.

Dort gehörte Hermine Korbacher (verh. Pabst) zu den wenigen Mädchen, die Anfang der 1920er Jahre in Würzburg das Abitur erreichten. Als einzige Schülerin ihrer Abschlussklasse hebt sie sich mit ihrem weißen Kleid deutlich von den dunkel gewandeten Mitabiturienten ab (die beiden Fotos stellte ihr Sohn Dr. Herbert Pabst 2016 dem Abituria-Archiv zur Verfügung).

Über die langwierige und schlussendlich erfolgreiche Entwicklung der Mädchenbildung in Würzburg hat Studienrätin Anna Geiger, Lehrerin für Englisch, Geschichte und Sozialkunde am Siebold-Gymnasium, 2014 in der Festschrift zur 150-Jahrfeier der Schule einen ausführlichen und sehr lesenswerten Beitrag verfasst, siehe Literaturhinweis.

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Mittlere Reife an der Sophienschule Würzburg 1918, vordere Reihe, 3. von links: Hermine Korbacher (1926 verheiratet mit Artur Pabst). Archiv Abituria Wirceburgia (Dr. Herbert Pabst, Dachau, Nachlass Artur Pabst und Hermine Pabst, geb. Korbacher).

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Hermine Korbacher (1926 verheiratet mit Artur Pabst) inmitten ihrer Abiturklasse 1922 am Realgymnasium Würzburg. Archiv Abituria Wirceburgia (Dr. Herbert Pabst, Dachau, Nachlass Artur Pabst und Hermine Pabst, geb. Korbacher).

Literatur

Geiger, Anna: Frauenpower – Powerfrauen: Eine Geschichte der Mädchenbildung in Würzburg und am Siebold-Gymnasium, in: Brunner, Bernhard / Buttmann, Michael / Nickel-Göb, Irmgard / Rapps, Hermann / Schädle, Ulrike / Wolpert, Andrea (Red.): Dem Namen Siebold Ehre machen…, Festschrift und Jahresbericht zum 150-jährigen Jubiläum, Siebold-Gymnasium, Würzburg, 2014, S. 93 – 106.

Nüdling, Wolfgang: Abituria Realgymnasium, Mädchenabitur & Turonia, in: Abituria Wirceburgia, Mitteilungsblatt Nr. 73, Sept. 2016, S. 14 – 18.

Wolfgang Nüdling

 


Abituria Wirceburgia

Die Schülerverbindung Abituria Wirceburgia ist eine Vereinigung von Abiturienten Würzburger Gymnasien. Gegründet 1910 als „Abituria der Oberrealschule Würzburg“ gilt das Röntgen-Gymnasium Würzburg als Nachfolger der Oberrealschule noch heute als unsere Stammschule. Mit der Öffnung 1993 für Schüler aller Würzburger Gymnasien wählten wir den Beinamen „Wirceburgia“, um an die gleichnamige jüdisch-paritätische Studentenverbindung zu erinnern, die 1933 von den NS-Machthabern verboten wurde und der auch jüdische Mitglieder aus unseren Reihen angehörten.

Die Abituria Wirceburgia bietet heute ihren Mitgliedern ein vielfältiges kulturelles Programm. So organisieren wir regelmäßig Besichtigungen von interessanten Sehenswürdigkeiten Würzburgs und der näheren Umgebung oder finden uns zu kulinarischen Veranstaltungen ein. Bei den jüngeren Mitgliedern stehen lockere abendliche Treffen und Feiern im Vordergrund.

Darüber hinaus stellen wir Würzburger Gymnasien, der Aktion Stolpersteine und auf Anfrage auch anderen Interessenten Informationen, Bildmaterial etc. aus unserem umfangreichen Archiv zur Verfügung. Mit regelmäßigen Veröffentlichungen über die vielen ehemaligen Würzburger Pennälerverbindungen halten wir dieses interessante Kapitel heimischer Schulgeschichte in Erinnerung. Wer diesbezüglich über Informationen oder museales Material verfügt, möge bitte mit uns Kontakt aufnehmen.

Kontakt:
Abituria Wirceburgia e.V.
Brücknerstr. 5/R
97080 Würzburg
info@abituria.org