Schlagwort: Abituria-Gästebuch

Herbst- und Winter-Saison beim Abituria-Stammtisch München

Nach einem langen und sonnenreichen Sommer hat nun die kühlere Jahreszeit ihre Schatten vorausgeworfen. Daher begibt sich der Abituria-Stammtisch München wieder ins Winterquartier im Weißen Bräuhaus (Adresse: Tal 7, Couleurzimmer „Fux’nstuben“ in der 1. Etage). Zu den Treffen der kommenden Saison laden wir wieder sehr herzlich alle Abiturianer mit ihren verehrten Damen sowie interessierte Gäste ein:

  • Sonntag, 21.10.2018, 11:00 Uhr
  • Sonntag, 25.11.2018, 11:00 Uhr
  • Sonntag, 16.12.2018, 11:00 Uhr
  • Sonntag, 27.01.2019, 11:00 Uhr
  • Sonntag, 24.02.2019, 11:00 Uhr
  • Sonntag, 24.03.2019, 11:00 Uhr
  • Sonntag, 28.03.2019, 11:00 Uhr

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Grafik aus dem Münchener Gästebuch, gestaltet von Abiturianer Martin König

Der Stammtisch München besteht mit Unterbrechungen bereits seit den 1930er Jahren und ist damit die älteste auswärtige Ortsgruppe der Abituria Wirceburgia. Thorsten Stepath ist es zu verdanken, dass diese schöne Tradition auch heute noch fortbesteht, da er vor 15 Jahren, am 14.12.2003, unsere monatlichen Treffen in der Landeshauptstadt wiederbelebte. Mittlerweile werden diese von Dr. Hansjürgen Söltner geleitet.

Wolfgang Nüdling

Foto: Archiv Abituria Wirceburgia

Literatur: Der Abituria-Stammtisch München, in: 100 Jahre Abituria Wirceburgia zu Würzburg 1910 – 2010, SH-Verlag, Essen, 2010, S. 301 – 309.

Im schwarzen Walfisch zu Askalon? – Nein, zu Würzburg!

Ein verwandelter Wels am Würzburger Mainufer

Zu den beliebten Evergreens von Schüler- und Studentenverbindungen gehört das humorvolle Lied „Im schwarzen Walfisch zu Askalon“, das gerne auf festlichen Veranstaltungen gesungen wird. Auch in Würzburg gab es einst ein Lokal namens „Schwarzer Walfisch“, in dem am 26.11.1910 die ersten Abiturienten der Oberrealschule Würzburg (heute Röntgen-Gymnasium) die Schülerverbindung Abituria gründeten (1). Ihr Ziel, mit Hilfe dieser Vereinigung die Freundschaft über die gemeinsame Schulzeit hinaus zu bewahren und sich dadurch nicht aus den Augen zu verlieren, ist auch heute noch hoch aktuell.

Deren Gründungslokal „Schwarzer Walfisch“, am Würzburger Mainkai gelegen und damit weit entfernt von den Ozeanen unseres Planeten, hat mit dem Wal als größtem Meereslebewesen freilich nichts zu tun. Stattdessen stand ein heimischer Wasserbewohner Pate: der Wallfisch, auch Waller oder Wels genannt. Laut Stadthistoriker Werner Dettelbacher sangen die in der Gaststätte verkehrenden Studenten Victor von Scheffels Schlager “Im schwarzen Walfisch zu Askalon” nach der Melodie von Ludwig Teichgräber recht gerne und bedrängten den Wirt, bis er endlich seine Gaststätte zunächst “Zum schwarzen Wallfisch” umtaufte (2).

Das zweite “l” sollte auch noch aus dem Namen verschwinden, womit in übertragenem Sinn dann endlich der Wels in einen Walfisch verwandelt worden war: Auf der unten abgebildeten Ansichtskarte aus den 1920er Jahren weist die Gebäudefront zwar noch den “Wallfisch” mit Doppel-„l“ auf, in der Beschriftung am linken unteren Rand ist jedoch nur noch ein “l” zu finden und damit der Titel des Studentenlieds korrekt umgesetzt.

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Ansichtskarte des Restaurants „Schwarzer Wal(l)fisch“ aus den 1920er Jahren. Archiv Abituria Wirceburgia.

Die Abituria im „Schwarzen Walfisch“

Der „Schwarze Walfisch“ war nicht nur bei Studenten beliebt, sondern wurde auch von Oberstufenschülern der Würzburger Gymnasien frequentiert. So verwundert es nicht, dass die Wirtschaft wie erwähnt 1910 als Gründungslokal der Abituria der Oberrealschule Würzburg diente (heute: Abituria Wirceburgia). Im Januar 1949 war das Lokal für die Abituria erneut ein Ort des Aufbruchs, da hier die erste Mitgliederversammlung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stattfand und damit der Grundstein für ein bis heute blühendes Verbindungsleben gelegt wurde.

In den nachfolgenden Jahren wurden im „Walfisch“ auch die monatlichen Abituria-Stammtische abgehalten, wofür die Vereinsleitung wegen der enormen Teilnehmerschar den großen Saal buchen musste, der im ersten Stockwerk hinter der breiten Fensterfront lag und auch den markanten Erker mit einbezog. Zu einer dieser Veranstaltungen gestaltete Albin Amann 1950 im Abituria-Gästebuch eine treffliche Zeichnung. Sie zeigt den damaligen 1. Vereinsvorstand Ernst Jung, wie er aus seinem Wohnort Helmstadt kommend über die Alten Mainbrücke zum Walfisch eilt, aus dessen großen Schlund ihm schon die Freunde fröhlich entgegenwinken.

Noch heute treffen sich die Mitglieder der Abituria gerne in ihrem ehemaligen Gründungslokal, wie z.B. am Samstag, 10.12.2016 um 19:00 Uhr.

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Zeichnung für das Gästebuch der Abituria der Oberrealschule Würzburg zum Stammtisch am 06.02.1950 aus der Feder von Albin Amann (Abitur 1939). Archiv Abituria Wirceburgia.

Klassentreffen

Seit das Restaurant zum Hotel erweitert wurde, bietet es sich auch für Klassentreffen an, zu denen die Teilnehmer teilweise weite Wegstrecken zurücklegen. So ist beispielsweise bekannt, dass Alfred Otto Haas (1901 – 1983), Schüler jüdischen Glaubens und Abiturient des Realgymnasiums Würzburg (heute: Siebold-Gymnasium), bis in die 1970er Jahre regelmäßig aus dem Exil in Portugal nach Würzburg reiste, um hier seine ehemaligen Klassenkameraden wiederzusehen (3).

Das Restaurant gehört nun schon seit vielen Jahren zur gehobenen Gastronomie Würzburgs und bietet – dem Namen verpflichtet – auf der erlesenen Speisekarte auch ausgezeichnete Fischgerichte an. Schade nur, dass mit der heutigen Bezeichnung „Hotel Walfisch“ der Bezug zum bekannten und beliebten Studentenlied verschwunden ist und wegen des Fehlens des früher einmal vorhandenen Klaviers im Lokal nur noch selten studentische Weisen erklingen…

Wolfgang Nüdling

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Das Hotel Walfisch im Mai 2014. Archiv Abituria Wirceburgia.

Literatur

(1) Nüdling, Wolfgang: Die Gründung der Abituria, in: Abituria Wirceburgia zu Würzburg e.V. (Hrsg.), 100 Jahre Abituria Wirceburgia zu Würzburg 1910 – 2010, Würzburg, 2010, S. 25 – 38; ders.: Die Abituria – Hundert Jahre Schülerverbindung des Röntgen-Gymnasiums, in: Direktorat des Röntgen-Gymnasiums Würzburg (Hrsg.), Von der alten OB zum RGW, Festschrift 100 Jahre Abitur am Sanderring 1910 – 2010, Würzburg, 2010, S. 110 – 115.

(2) Dettelbacher, Werner: Zu Gast im alten Würzburg, München, 1993, S. 71 – 72.

(3) Roedig, Christian: Jüdische Schüler am Staatlichen Realgymnasium, in: Schulleitung des Siebold-Gymnasiums Würzburg (Hrsg.), Dem Namen Siebold Ehre machen…, Festschrift und Jahresbericht zum 150-jährigen Jubiläum, Würzburg, 2014, S. 109.


Abituria Wirceburgia

Die Schülerverbindung Abituria Wirceburgia ist eine Vereinigung von Abiturienten Würzburger Gymnasien. Gegründet 1910 als „Abituria der Oberrealschule Würzburg“ gilt das Röntgen-Gymnasium Würzburg als Nachfolger der Oberrealschule noch heute als unsere Stammschule. Mit der Öffnung 1993 für Schüler aller Würzburger Gymnasien wählten wir den Beinamen „Wirceburgia“, um an die gleichnamige jüdisch-paritätische Studentenverbindung zu erinnern, die 1933 von den NS-Machthabern verboten wurde und der auch jüdische Mitglieder aus unseren Reihen angehörten.

Die Abituria Wirceburgia bietet heute ihren Mitgliedern ein vielfältiges kulturelles Programm. So organisieren wir regelmäßig Besichtigungen von interessanten Sehenswürdigkeiten Würzburgs und der näheren Umgebung oder finden uns zu kulinarischen Veranstaltungen ein. Bei den jüngeren Mitgliedern stehen lockere abendliche Treffen und Feiern im Vordergrund.

Darüber hinaus stellen wir Würzburger Gymnasien, der Aktion Stolpersteine und auf Anfrage auch anderen Interessenten Informationen, Bildmaterial etc. aus unserem umfangreichen Archiv zur Verfügung. Mit regelmäßigen Veröffentlichungen über die vielen ehemaligen Würzburger Schülerverbindungen halten wir dieses interessante Kapitel heimischer Schulgeschichte in Erinnerung. Wer diesbezüglich über Informationen oder museales Material verfügt, möge bitte mit uns Kontakt aufnehmen.

Kontakt:
Abituria Wirceburgia e.V.
Brücknerstr. 5/R
97080 Würzburg
info@abituria.org